März 2022

Liebe Freundinnen, liebe Freunde des IGW,
ein Jahr vergeht schnell und schon meldet sich das IGW wieder.

Dieses Jahr fiel und fällt es mir schwer zu schreiben. Ich habe immer wieder gezögert und es auf den nächsten Tag verschoben. Da spüre ich die Nachwirkungen und Wirkungen der Pandemie, eine gewisse Trägheit, das veränderte Zeitgefühl und die Schwierigkeit mich zu fokussieren.

Darauf kam dann eine geopolitische Entwicklung mitten in Europa, der militärische Angriff befohlen von Herrn Putin und seiner Clique auf die Ukraine. Menschenverachtend. Das System in Russland zeigt nicht nur viele Züge einer Diktatur sondern auch Merkmale einer Kleptokratie. Dieser Begriff wurde geprägt für die Zustände in der Sowjetunion am Ende der „sozialistischen“ Ära. Diese Herrschaft der Plünderer und Diebe gegenüber der eigenen Bevölkerung und gegenüber den Nachbarn wird heute ergänzt durch die Wucht der Lüge in den sogenannten sozialen Medien. Alleine die Vorstellung, daß inzwischen Russland in Teilen und China fast zur Gänze in einer komplett anderen Welt leben als wir, bringt mich immer wieder an den Rand der Verzweiflung und zum Glück auch in die Empörung.

Ich hatte das Glück in 2021 im November nach Washington und im Dezember nach New York reisen zu können. Schön Freunde nach 2 Jahren wieder treffen zu können und alte und neue Orte zu entdecken. Schön, neben allen Schwierigkeiten, auch dieses Gefühl von Leichtigkeit bis hin zur Sorglosigkeit, neben allen Sorgen, in den USA wieder zu spüren. Herr Trump ist tatsächlich nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Die demokratischen Institutionen und Strukturen und genügend mutige Menschen haben einen Staatsstreich verhindert.

Eine Allianz von Putins Russland, Xi Jinpings China und Trumps Amerika auf den Ebenen der medialen Lügen und der Aggressionen nach innen und außen hätte für Europa zur Existenzfrage werden können.

Und Kunst und Kultur gab und gibt es weiterhin:

1 Opernaufführung
Maskerade von Carl Nielsen in Frankfurt, Komische Oper in 3 Akten. Der Konflikt der Generationen wird hier inszeniert, da die Ideale der jungen Generation, die Musik der Aufklärung, dort die Inkarnation von Tradition und Konservatismus, das Genre der Volkslieder. Und dazu die Maskerade, mit der wir eine Identität realisieren können, die im alltäglichen Leben unerreichbar ist. Die Aufführung zeigt, wie leicht man in eine Rolle schlüpfen kann und wie brüchig unsere Alltags-Identitäten sein können.

„König Peter: Wer seid ihr? Valerio: Weiß ich’s? (Er nimmt langsam hintereinander mehrere Masken ab) Bin ich das? Oder das? Oder das? Wahrhaftig, ich bekomme Angst, ich könnte mich so ganz auseinanderschälen und -blättern. König Peter/verlegen): Aber — aber etwas müsst ihr denn doch sein? Valerio: Wenn Eure Majestät es so befehlen!“
Georg Büchner Leonce und Lena

Bücher, die mich begleitet haben
Edgar Selge Hast Du Uns Endlich Gefunden Rowohlt

Konrad Paul Liessmann Alle Lust will Ewigkeit Zsolny

Niklas Luhmann Der neue Chef Suhrkamp

Und Musikempfehlungen
Carl Nielsen Symphonies Nos. 1-6
London Symphony Orchestra

Joy Division Unknown Pleasures

Black Sabbath Paranoid

Film
James Bond Keine Zeit zu sterben

Notizen aus dem Institut
In der inneren Organisation des IGW und des IGW Schweiz gab es in 2021 keine Veränderungen. Mit großem Engagement unseres office, aller Trainerinnen und Trainer und last but not least dem Verständnis aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind wir mit einigen Absagen und Verschiebungen einigermaßen durch das Jahr 2021 gekommen.

In diesem Sinne wünsche ich Euch/Ihnen alles Gute und freue mich auf weitere gemeinsame Zeiten, herausfordernd werden sie bleiben in 2022.

Herzlich Werner Gill

Weitere Infos immer aktuell auf unserer Website:  www.igw-gestalttherapie.de und 
www.igw-schweiz.ch und neu auch auf Facebook und Instagram

Noch eine kleine Hilfe für 2022
Der Benjamin Franklin effect:
„Wenn man jemand um einen Gefallen bittet wird man für diese Person sympathischer.“